Nicht wenige waren erstaunt, dass für den 25. Oktober 2024 bei den Ambassadoren Weinfreunden eine Degustation von Weinen aus Südmähren angekündigt wurde. Die Tschechische Republik ist eher als Bierland bekannt, soll sie doch den weltweit höchsten Pro-Kopf-Verbrauch dieses Getränks aufweisen. Weinbau wird hier – historischen Entwicklungen geschuldet – aber sicher seit rund 1000 Jahren betrieben. Die Gründung der südmährischen Weindörfer geht hauptsächlich auf zisterziensische Mönche im 12. Jh. zurück, weshalb das Fluchen in den Rebbergen auch verboten war. Der Weinbau wurde in diesen Gebieten durch Kaiser Karl IV. im 14. Jh. veredelt, denn er veranlasste, neu auch nach italienischem und burgundischem Vorbild den edlen blauen Burgunder und den weissen Traminer anzubauen. Mit dem Anbau des blauen Burgunders begründete Karl IV. die Kelterung des heute noch beliebten dunkelroten Melnikers.
Die Früchte der Arbeit
Die Degustation südmährischer Weine ist das Verdienst des Ambassadoren Weinfreunds Toni Mohyla. Er begrüsste nach der Einführung durch die Altgesellin Sylvia Gisiger die über 70 Anwesenden auf Tschechisch mit einem herzlichen „Dobry večer“ und wies damit schon zu Beginn auf seine tschechischen Wurzeln hin. Nach langer Abwesenheit bereiste er seine ursprüngliche Heimat wieder, nicht zuletzt, um in den südmährischen Weinbauregionen für seine Meisterarbeit „Weine aus Südmähren“ zu recherchieren und die Weine auch vor Ort zu verkosten.
Seinen Ausführungen entnehmen wir, dass es in Tschechien heute kleinere, weit gestreute Weinanbaugebiete in Böhmen gibt. In der Weinregion Südmähren liegen 95% der Weinberge des Landes. Letztere ist in vier Subregionen gegliedert, die ihre eigenen Weinspezialitäten aufweisen. Dreiseitig von bis um 900 m hohen Bergketten gegen die kontinentalen Witterungseinflüsse abgeschirmt, öffnet sie sich gegen Süden zum österreichischen Weinviertel. Die ausgeprägte Besonnung lässt auf den meist lösshaltigen, teilweise sandigen und kalklehmigen Böden aromatische bis würzige Weine mit einer gewissen Fülle entstehen. Die Rebgüter liegen meist in der Nähe von Flüssen zwischen 170 m bis 390 m ü. M. mit Hangneigungen bis 25%. Es werden zu 70% meist reinsortige, überwiegend im Stahltank ausgebaute Weissweine gekeltert. 20% sind Rotweine mit verschiedenen Ausbaumethoden, 10% sind Roséweine. Bei den Weissweinen überwiegen der grüne Veltliner, Müller-Thurgau und Riesling, bei den Rotweinen St. Laurent, Blaufränkisch und Zweigelt.
Auswahl aus der Weinvielfalt Südmährens
In der Degustation wurden 13 Weine aus den Weinregionen Znojmo und Mikulov vorgestellt, die einen differenzierten Einblick in die Qualität und Eigenheiten der Rebensäfte dieser Gebiete boten. Begrüsst wurden die Eintreffenden mit einem mährisch-autochthonen Muskat aus der Kellerei Sonberk in Popice, wo schon seit dem 13. Jh. Weinreben nachgewiesen sind.
Die beiden grünen Veltliner kitzelten unsere Gaumen nicht in gewohnter Art, war doch der eine durch ein intensives Bouquet mit ausgewogener Säure und Süsse, der andere mit über 100°Öchsle im Gaumen mit etwas Zitrusfrüchten und Melonen gekennzeichnet. Der Müller Thurgau weckte Erinnerungen an unseren Riesling Silvaner. Der Welsch-Riesling aus der bekannten Weinstadt Valtice, von wo auch Weine an den Kaiserhof nach Wien geliefert wurden, zeigte sich mit einer schönen Säure und Anklängen an Pfirsiche und gedörrten Aprikosen. Die beiden Rieslinge erwiesen sich als ziemlich fruchtig mit ausgewogenem Säure-Süsse-Verhältnis, wobei beim einen der sechsmonatige Ausbau im Eichenfass zu spüren war.
Die verkosteten Rotweine hatten alle ihre Eigenheiten. Der St. Laurent wurde je zur Hälfte im Stahltank und im Eichfass gereift. Beim Grand Cuvée St. Laurent / Cabernet Sauvignon waren die Tannine aus dem zwölfmonatigen Eichenfassausbau kräftig zu spüren. Der Pinot noir VOC Mikulov 2019 wies eine gewisse Fruchtigkeit auf. Helles Granat-Rot kennzeichnete den Blaufränkischen aus dem nördlichsten Gebiet von Südmähren. Die Cabernet Moravia Auslese aus der gleichnamigen autochthonen Rebsorte bot sich herb-aromatisch mit Anklängen von Kräutern und Anis dar. Vom im Stahltank ausgebauten Zweigelt wurden 2021 18’000 Flaschen abgefüllt, eine für tschechische Verhältnisse ausserordentlich hohe Zahl.
Zum Abschluss wurde uns mit einer Riesling Trockenbeerenauslese ein hochdekoriertes Schmankerl angeboten. Eine angenehme Süsse mit Anklängen von Honig, gedörrten Früchten und Quitte verbreitete sich im Gaumen. Mit Svičková, einem tschechischen Festessen bestehend aus Lendenbraten mit Sauce und Semmelknödel, wurde der Abend stimmig abgeschlossen.
… und dann wurde auch noch gesungen
Dankend würdigte die Altgesellin Toni Mohyla für seine Arbeit im Vorfeld dieser Degustation und deren Durchführung. Dann wurde auch noch gesungen. Es erklang nicht das Solothurnerlied, sondern „Happy Birthday“ für die Altgesellin, die es sich nicht nehmen liess, ihren Geburtstag bei den Weinfreunden zu verbringen.
Paul Stauffer

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