Die Altgesellin Sylvia Gisiger durfte auch bei dieser 2. Degustation der Ambassadoren-Weinfreunde Solothurn im Jahre 2023 über 60 Weinfreundinnen und Weinfreunde im Restaurant Kreuz in Solothurn begrüssen.
Durch die Degustation führte in souveräner Art und Weise unser Mitglied und Meister Stefan Manser. Er hat vor zwei Jahren seine Meisterarbeit mit dem Thema «Pinot Gris» im Elsass vollendet. Ihn interessierte dabei die Frage, ob ein Laie einen Unterschied ausmachen kann, wenn der Wein von unterschiedlichen Böden stammt. Also gleiche Traubensorte, gleicher Jahrgang, gleiche Vinifikation und gleiche klimatische Bedingungen.
Im vergangenen Jahr organisierte der Referent die Stubenratsreise in dieses malerische Weingebiet unweit der Schweiz und bei dieser Gelegenheit haben wir auch den Wein für die Degustation eingekauft.
Stefan beginnt mit einem kurzen Einstieg über die Weinregion. Historisch hat das Gebiet eine wechselvolle Geschichte mit den deutsch-französischen Länder-Wechseln und gehört seit 1945 wieder zu Frankreich. Das Rebbaugebiet hat heute eine Fläche von ca. 14’500 ha.
Das Weinbaugebiet liegt im Westwind-Gürtel, auf der Ostseite der Vogesen und liegt damit klimatisch begünstigt im Windschatten. Der Westwind regnet auf der Westseite der Vogesen aus und erreicht die Rheinebene als trockener Fallwind.
Geologisch ist der Kern der Vogesen geprägt von kristallinen Gesteinen (Granit, Gabbro) und dazu kommen Kalke und Kalkmergel. Schliesslich befinden sich am Ostrand Schwemmgebiete mit entsprechenden Kies- oder feinen Sandböden (sable et calets). Im Wesentlichen ist die Erosion dafür verantwortlich, welche Böden man heute an der Oberfläche vorfindet.
Nach dem Einstieg mit einem Cremant d’Alsace (Wolfberger), gibt uns Stefan mit einer Beschreibung aus «Stein und Wein» einen Merksatz zur Unterscheidung mit:
Weine von Granit und Gneis sollen lebendig, fein und frisch sein.
Weine vom Kalkstein und mergligem Kalkstein sollen lieblich, verschmolzen und reich sein.
Gestartet mit den trockeneren Weinen zu den restsüssen Varianten, führte uns Stefan zum Abschluss noch zu einem Pinot Gris (Spätlese).
Der Höhepunkt für mich waren aber klar die beiden Paare (Tab. 4.1/4.2 und 5.1/5.2) mit dem Vergleich der Terroir-Weine aus dem Cave de Turckheim. Er hat darauf geachtet, dass möglichst nur die geologischen Böden unterschiedlich waren. Die Reben mussten im gleichen Jahr gekeltert und die Ausbauart identisch sein. Die Anbaugebiete mussten nahe beieinander liegen, damit auch die klimatischen Verhältnisse sich nicht stark unterschieden (Sonne, Regen-Menge, Temperatur-Verlauf).
Die Anwesenden konnten bei den beiden Paaren meist problemlos die Zuordnung zu den Böden gemäss den oben zitierten Merkmalen aus «Stein und Wein» machen.
Seine rhetorischen Fähigkeiten, gespickt mit humorvollen Seitenhieben an die Stubenräte, wurden am Ende der Degustation bei der Verdankung durch die Altgesellin mit einem tosenden Applaus der Anwesenden belohnt.
Zum zweiten Teil servierte uns das Wirte-Team des Restaurant Kreuz einen wunderbar passenden Teller. Wir kamen in den Genuss eines mit Riesling gekochten «Coq au Vin», sowie Sauerkraut, welches mit Gewürztraminer zubereitet wurde.
Bei unserer Reise ins Elsass wussten wir nicht, welches Gericht uns der Wirt servieren würde. Also kauften wir (Stefan sagte, er wurde genötigt) noch einen Rotwein (Pinot noir) für alle Fälle. Wie leicht erkennbar ist, passten die trockneren Weine nicht optimal zum Gericht. Die Anwesenden konnten sich aber problemlos mit den restsüsseren Varianten des Pinot Gris verköstigen und auf einen überaus gemütlichen Abend anstossen.
Peter Bigler, AWF Solothurn